Gesund

Das Wort "gesund" will ich aus meinem Blog heraushalten. Es lässt sich ziehen wie Kaugummi und was als gesund gilt, ändert sich sowieso alle paar Jahre. Ich distanziere mich ausdrücklich von der allgemeinen Problematisierung und Statistisierung der Ernährung. Selbstverständlich hat die Ernährung Einfluss auf Wohlbefinden, Abwehrkraft und Leistungsfähigkeit. Deshalb esse ich mit Freude, was mir schmeckt und soviel mir gut tut, nicht nach Tabelle und Kalkül. Ich vertraue meinem Gefühl. Das hat jetzt über fünfzig Jahre gut funktioniert.

Iss doch mal etwas Gesundes

Was für ein Unsinn. Wir sollten nicht die Lebensmittel einstufen, sondern die Personen, die sie essen. Menschen reagieren individuell. Verspeise ich mittags nur einen Salat, fällt meine Leistungskurve viel steiler, als hätte ich gar nichts gegessen. Während Roggen­schrot im Sauerteig für mich die Erfüllung ist, liegt es anderen wie ein Stein im Magen. Frisches Obst und Gemüse kann guttun oder mit Zucker, Säure oder anderen Inhaltsstoffen jede Menge Schaden anrichten. Was also sind gesunde Lebensmittel?

Traditionen

In allen Regionen unserer Erde haben sich die Lebewesen, also auch die Menschen, über Jahrhunderte an gewisse Nahrungsmittel und deren Verfügbarkeit im Jahresrhythmus angepasst. Ich finde es befremdlich, dass die regional-traditionellen Lebensmittel mehr und mehr verdrängt werden und klassische Saisonware plus zahlreiche exotische Lebensmittel ganzjährig im Angebot sind. Dann wundern wir uns über Allergien und Krankheiten und suchen das Heil noch mehr in importiertem Superfood. Versteh ich nicht. Weintrauben im Februar halte ich nicht nur für unökologisch, sondern auch für ungesund.

Inhalt und Verpackung

Dass es ungesunde Lebensmittel gibt, meine ich durchaus. Die langen Zutatenlisten bei einfachen Produkten wie Brot oder Käse lassen mich aufstöhnen. Zudem oft durch die Verpackung in direktem Kontakt mit Plastik, Aluminium und Konservierungsgas. Das kann nicht gesund sein.

Lassen wir uns blenden

Ich stelle mich vor ein Regal im Supermarkt. Mir wird dabei schwindlig. Warum brauchen wir 25 Sorten Mineralwasser? Was steht da nur alles für Zeug? Wir predigen, Zucker sei das neue Heroin, shoppen aber fröhlich und gesundheitsbewusst die süßen Frühstücksflocken, Säfte, Schnittchen und Joghurts, angereichert mit allem Möglichen, ganz aktuell in neuen Sorten und limitierten Auflagen und natürlich extragünstig im Angebot. Wir lassen uns blenden von bunten Bildern und flotten Sprüchen über zuckerreduziert, fettarm, fit, schlank und gestärkter Widerstandskraft. Mal ganz abgesehen von den dadurch entstehenden Bergen an Verpackungsmüll plus sinnlosen Extra-Spielzeugen. Erzähl mir was von Resourcen...

Wissenschaft und Fortschritt

...beeindrucken mich durchaus und beflügeln meine Neugierde. Na klar lese ich Gesundheitsempfehlungen und Artikel über Ernährung. Verpackungen, Zeitschriften, Radio, Internet sind voll davon. Ich habe stets die Wahl, etwas anzunehmen oder abzulehnen. Ich springe nicht auf jeden Trend auf, versuche zu hinterfragen, zu vergleichen, meine Sinnne zu schärfen und danach zu handeln.

Fazit

Ich mache aus dem Essen keine Wissenschaft. Dafür gibt es Experten. Im Grunde suche ich mir raus, was mir gerade in den Kram passt und wettere über alles andere. Eine Kombination aus Intuition und Reflexion. Gern wäre ich mehr letzteres wie Mr. Spock von der Enterprise, aber dazu bin ich wohl zu sehr Mensch. :-)